Montag, 23. November 2009

Visionen einer zivilisierten Weltgegend (von Reiner Bonatz)

Reiner Bonatz mailte uns folgendes:

Der Feminismus als weltliche Erscheinung macht nun also auch vor den Kirchentüren nicht mehr Halt.
Zieht hier jetzt auch Orwellsches Zwiedenken ein, Gott zu preisen, aber sein Schöpfungswerk Mann abzulehnen?

Für eine Erklärung des Phänomens muß man wohl Forscher wie Konrad Lorenz bemühen, die den Menschen als Herdenwesen ansehen. Die Herde hat den biologischen Wert, dem Individuum Schutz zu gewähren, was wiederum zur Erhaltung der Art beiträgt.

In der Urzeit gehörte der Mensch wohl einer Horde mit Arbeitsteilung an, und damit war die Sache relativ einfach. Da die Frau die Kinder bekommt, wurde sie mehr für den inneren Bereich eingeteilt, der Mann für den äußeren; er wurde damit zum Beschützer.

In der Neuzeit wurde die Sache komplizierter, da sich immer neue, sogar überschneidende Gruppierungen bildeten, Gläubige gegen Heiden, Arbeitgeber gegen Arbeitnehmer, Karriereweiber gegen Hausfrauen, Lehrlinge gegen Studenten, Raucher gegen Nichtraucher. Die Geschlechter wurden lange Zeit noch als Einheit angesehen, in die der Spaltpilz nicht eindringen konnte. Das ändert sich jetzt.

Früher konnte die schwächere Gruppe ausweichen und sich zurückziehen. In der Massengesellschaft trocknen die Jagdgründe aus und der Rückzug ist verbaut; die Konflikte verschärfen sich. Wenn man die derzeitige Entwicklung hochrechnet, landen die Männer früher oder später als Restposten in Zuchtkäfigen.

Will man dagegen den Konsens, muß man Bevorzugungen und Benachteiligungen nachhaltiger bekämpfen, die Geschlechter verselbständigen und Pflichten neu definieren:

1) Kindern wird wieder die uneingeschränkte Fürsorge beider Eltern zuteil; wie lange sie ein Elternteil ganztags und halbtags betreuen muß, wird verbindlich festgelegt.

2) Eltern erklären sich ab der Geburt zu ihrem örtlichen Aufenthalt und ihren Rollen (Verdiener / Betreuer) und vergeben den lebenslangen Namen des Kindes.

3) Jegliche Leistung verdient zeitgleiche Entlohnung.

4) Ein Arbeitsleben ohne Quoten läßt das Leistungsprinzip wieder zu.

5) Der Käfig Ehe weicht loseren Wohngemeinschaften.

6) Geordnete Formen des Auseinandergehens ersetzen Trümmerscheidungen.

7) In jeder Phase des Zusammenlebens autonome Partner lösen das Tauziehen von Kontrahenten um den vormals gemeinsamen Topf ab.

8) Mit Durchsetzung allgemeiner Emanzipation lehnen Männer und Frauen gegenseitige nachwirkende finanzielle Verpflichtungen aus dem Zusammenleben ab.

9) Volksverhetzung durch öffentliche Plakate, in denen "Anstarren, in Verlegenheit bringen, taxieren, belächeln, einschüchtern ..." als Männergewalt gegen Frauen deklariert wird, unterbleibt.

10) Die Gesellschaft steuert über "Ministerien für Sozialausgleich" erkannten Gruppenbenachteiligungen gegen.

Luther packte vor bald 500 Jahren mit seinen 95 Thesen ein heißes Eisen an und wurde zum Ketzer.
Die 59 Thesen legen den Finger in eine offene Wunde, damit wir noch rechtzeitig gewarnt werden und uns nicht in eine falsche Richtung verrennen.
Es wird Zeit, daß wir in Richtung zivilisierte Weltgegend aufbrechen.


Vielen Dank für diesen Kommentar!

Samstag, 14. November 2009

Kommentierte Fassung der Thesen - Vorabversion

Die Vorabversion der von uns selbst kommentierten Thesen steht unter folgendem Link zum Herunterladen bereit.
Link zur kommentierten Fassung (PDF-Datei)

Donnerstag, 12. November 2009

Thesen als Diskussionsgrundlage (von Günter Weigel)

Wir haben folgende Email von Herrn Pfarrer Dr. Günter Weigel aus Guttenberg erhalten.

Ihren 59 Thesen zu Kirche, Staat und Feminismus heute kann ich uneingeschränkt zustimmen.
Ich finde es toll, dass sich jemand die Mühe gemacht hat, dieses Thema biblisch-theologisch anzugehen.
Die Thesen sollten auch in der offiziellen Kirche eine Diskussionsgrundlage im Dialog mit dem Feminismus bilden.

Vielen Dank für diesen ermutigenden Beitrag!

Montag, 9. November 2009

"Schöpfungsordnung", Feminismusbegriff, Ideologie und Befreiung (von Gottfried Rösch)

Wir freuen uns über einen Beitrag von Pfarrer Gottfried Rösch aus Deggendorf.

Ja, was soll man zu solchen Thesen sagen? Lest doch mal so die Einführungen und Grundlagen ...

Also, zur These 1:

Ihr nehmt die Luther-Übersetzung, und dann aber später in These 1 ersetzt ihr sie. "Mann und Weib" heißt es bei Luther, und ihr macht daraus "Mann und Frau".

Frauen sollen sich weibisch verhalten, sonst zerstören sie die Schöpfungsordnung, könnte man daraus folgern. Und wenn sie sich weibisch verhalten, dann kommen sie zu ihrem von Gott ggebenen "Wesen".

Also: "Schöpfungsordnung" ist ein sehr labiler Begriff, ungefähr seit 70 Jahren in der Theologie stark angegriffen. Denn er ist nicht biblisch, sondern entstammt weltlicher Ideologie, und wird auch meist dafür verwendet.

Ebenso schwierig ist es vom "Wesen" zu sprechen, das ist unbiblisch und entspricht weltlicher Ideologie.

Wir sind in Christus freie Wesen, und so leben wir schöpfungsgemäß, indem jede Person ihre ganz eigene Berufung findet und lebt.

Die Kirche hat diesem befreiendem Wort Christi treu zu bleiben, und darf sich nicht anderer weltlicher Natur-Wesens-Ideologie hingeben. (vgl. Barmer Bekenntnis, These 1, in unserem Evang. Gesangbuch bei den Bekenntnis-Schriften zu finden.)


Und zu These 34:

"Feminismus" ist ein alter Begriff, besser begründet schon seit längerem von "gender-Forschung", bei der untersucht wird, inwiefern Rollenzuschreibungen dazu helfen, Menschen zu manipulieren oder aber zu befreien. Das gibt es in der Bibel, und das gibt es in der Welt. Wenn man das mit der Bibel macht, macht man das mit der Bibel. Das ist logisch falsch in eurer These: Weil etwas auch außerhalb von Bibel vorkommt, sei es immer außerhalb von Bibel ("weltlich").

Im übrigen erfahre ich in der Bibel viel über die Welt, und zur Inkarnation der Offenbarung gehört es, dass das Wort Gottes in Menschenwort vorliegt.

Dabei entwickelte hermeneutische Regeln hätten auch bei den oberen Thesen geholfen: Bloß weil die Luther-Übersetzung oft frauenverachtende Tendenzen verstärkt (man vergleiche sie mit der Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache), muss man das noch nicht für gottgewollt halten.

Ich finde mit dem Lied der Miriam (aus der Bibel), und dem Lobgesang der Maria, dass Gott Unterdrückte befreit, Kleines groß macht, und Großes klein, Ordnungen also gerne mal umstürzt, und ich meine, dass das Neue Testament das an vielen Stellen auf Christus und die Kirche bezieht.

Vielen Dank für den Beitrag!

Donnerstag, 5. November 2009

"Kommentierte Fassung" verzögert

Die von uns angekündigte, mit Anmerkungen und Beispielen versehene Fassung unserer Thesen ist leider noch nicht fertig. Wir haben den Aufwand für deren Erstellung unterschätzt. Ich gehe davon aus, dass wir bis So., 15.11. eine Vorabfassung online stellen werden.

Kommentarfunktion

Es wurde wiederholt bemägelt, dass keine Kommentare abgegeben werden können. Wir aktivieren testweise die Kommentarfunktion, allerdings im "moderierten" Modus, da wir beleidigende oder offensichtlich off-topic Kommtenare nicht veröffentlichen wollen.

Unbequeme Entgegnungen zu unseren Thesen werden wir selbstverständlich veröffentlichen; wir wollen ja die Auseinandersetzung, solange sie sachlich ist.

Montag, 2. November 2009

Intention der Gleichstellung (von: NN)

Ein Mitarbeiter der ev. Kirche in Bayern (ich habe vergessen zu fragen, ob ich ihn namentlich nennen darf, darum veröffentliche ich seinen Beitrag vorerst anonym) schreibt uns folgendes:

Ein Machwerk, das die Intentionen der Gleichstellung von Frauen in jeder Hinsicht missversteht und in unwürdiger Weise die Bibel missbraucht, um die eigene Ohnmacht pseudotheologisch zu rechtfertigen.
Sehr bedauerlich und ärgerlich, mit seinem Absolutheitsanspruch ein Affront gegen jeden ernsthaft und selbstkritisch denkenden Menschen, der die Bibel als Gotteswort respektiert und nicht als argumentationskeule missbrauchen will.

Auf meine Rückfrage:

Ich schließe nicht aus, dass ich die Intentionen der Gleichstellung missverstanden habe, sondern kenne nur die verheerenden Konsequenzen, die deren Umsetzung für manche Menschen hat. Was sind denn die Intentionen?

schreibt er:

[D]ie Intention der Gleichstellungsbewegung war und ist es, die jahrhundertelange Ungerechtigkeit zu beseitigen, unter der die Frauen in allen unseren westlichen Gesellschaften gelitten haben (anderswo tun sie es immer noch) und welche die Schöpfungsordnung dramatisch verletzt! Denn die in beiden Schöpfungsberichten angelegte Gleichheit von Mann und Frau ist unaufhebbar und ihre Verletzung kann einfach nur als Sünde gebranntmarkt werden.
Insofern sind auch die angeblich verheerenden Konsequenzen, von denen Sie sprechen wohl oftmals eher Ausdruck dessen, dass manche Männer ihre liebgewonnene Bevorzugung in allen Gebieten nicht verkraften und darüber verbittert werden, dass sie Privilegien verloren haben, die ihnen nie zugestanden hätten!
Woher Sie übrigens den "verloren gegangenen Respekt gegenüber Männern" haben, ist mir schleierhaft, um nur ein Beispiel zu nennen: Das Rollenbild hat sich tatsächlich verändert und ist gerade in den letzten 2 Jahren in einer Art und Weise reifer geworden, die nur zu begrüßen ist! Oder meinen Sie etwa, die Möglichkeit der Elternzeit wäre eine dieser verheerenden Konsequenzen?
Natürlich ist es bedauerlich, wenn mal ein Mann eine Arbeitsstelle nicht bekommt, weil bei gleicher Qualifikation eine Frau bevorzugt wird. Wenn Sie sich darüber aber beschweren, dann offenbaren Sie einen eklatanten Mangel an Nächstenliebe und Empathie gegenüber den ungezählten Frauen, denen jede Möglichkeit zur beruflichen Selbstverwirklichung von einer männerdominierten Gesellschaft verbaut wurde.

Vielen Dank für den Beitrag!

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