Montag, 2. November 2009

Intention der Gleichstellung (von: NN)

Ein Mitarbeiter der ev. Kirche in Bayern (ich habe vergessen zu fragen, ob ich ihn namentlich nennen darf, darum veröffentliche ich seinen Beitrag vorerst anonym) schreibt uns folgendes:

Ein Machwerk, das die Intentionen der Gleichstellung von Frauen in jeder Hinsicht missversteht und in unwürdiger Weise die Bibel missbraucht, um die eigene Ohnmacht pseudotheologisch zu rechtfertigen.
Sehr bedauerlich und ärgerlich, mit seinem Absolutheitsanspruch ein Affront gegen jeden ernsthaft und selbstkritisch denkenden Menschen, der die Bibel als Gotteswort respektiert und nicht als argumentationskeule missbrauchen will.

Auf meine Rückfrage:

Ich schließe nicht aus, dass ich die Intentionen der Gleichstellung missverstanden habe, sondern kenne nur die verheerenden Konsequenzen, die deren Umsetzung für manche Menschen hat. Was sind denn die Intentionen?

schreibt er:

[D]ie Intention der Gleichstellungsbewegung war und ist es, die jahrhundertelange Ungerechtigkeit zu beseitigen, unter der die Frauen in allen unseren westlichen Gesellschaften gelitten haben (anderswo tun sie es immer noch) und welche die Schöpfungsordnung dramatisch verletzt! Denn die in beiden Schöpfungsberichten angelegte Gleichheit von Mann und Frau ist unaufhebbar und ihre Verletzung kann einfach nur als Sünde gebranntmarkt werden.
Insofern sind auch die angeblich verheerenden Konsequenzen, von denen Sie sprechen wohl oftmals eher Ausdruck dessen, dass manche Männer ihre liebgewonnene Bevorzugung in allen Gebieten nicht verkraften und darüber verbittert werden, dass sie Privilegien verloren haben, die ihnen nie zugestanden hätten!
Woher Sie übrigens den "verloren gegangenen Respekt gegenüber Männern" haben, ist mir schleierhaft, um nur ein Beispiel zu nennen: Das Rollenbild hat sich tatsächlich verändert und ist gerade in den letzten 2 Jahren in einer Art und Weise reifer geworden, die nur zu begrüßen ist! Oder meinen Sie etwa, die Möglichkeit der Elternzeit wäre eine dieser verheerenden Konsequenzen?
Natürlich ist es bedauerlich, wenn mal ein Mann eine Arbeitsstelle nicht bekommt, weil bei gleicher Qualifikation eine Frau bevorzugt wird. Wenn Sie sich darüber aber beschweren, dann offenbaren Sie einen eklatanten Mangel an Nächstenliebe und Empathie gegenüber den ungezählten Frauen, denen jede Möglichkeit zur beruflichen Selbstverwirklichung von einer männerdominierten Gesellschaft verbaut wurde.

Vielen Dank für den Beitrag!

4 Kommentare:

  1. Mit dieser Reaktion wird versucht, eine vernünftige Diskussion über die 59 Thesen zu verhindern. Ohne auch nur beispielhaft auf eine einzige These einzugehen verreisst Herr NN das Ganze. Ohne jede Differenzierung! Seiner pauschale Behauptung von der Bevorzugung der Männer immer und überall kann man nur schwer entgegnen ohne selbst in diesen fundamentalistischen Argumentationsstil zu verfallen. Auch wenn der Beitrag keine formalen Beleidigungen enthält verhindert er doch ein behutsames Für und Wider. Ich jedenfalls bin nicht bereit, mich neben einem solchen Beitrag auf eine Einzelkritik an den Thesen einzulassen. Ich hoffe, dass die Administration diesen Beitrag löscht. (Gerne dann auch meinen Kommentar mit) Gruß ut

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  2. Herr NN liefert einen undiffenzierten Generalverriss, ohne auch nur ein Argument in der Sache vorzutragen. Er huldigt sozusagen der "guten feministischen Praxis" Tatsachen solange konsequent auszublenden, solange sie nicht das eigene Interessen fördern. Minderintellektuell und inferior. Trotzdem: Bitte nicht löschen. Dieser Beitrag ist prototypisch für den kruden Staatsfeminismus, der mittlerweile das Zepter schwingt und jede Kritik, und sei noch so sachlich, als Schwesterlästerung empfindet, die es zu sanktionieren gilt.

    Vielen Dank für die Mühe, die Thesen entwickelt zu haben.

    MfG
    Dragman

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  3. Ich lasse den Kommentar stehen, auch wenn es kaum überraschen dürfte, dass er mir nicht gefällt.

    Kritik an dem scheinbaren "Absolutheitsanspruch" kam auch von anderer Seite; die Form und Sprache unserer Präsentation scheint also in der Tat überdenkenswert. Allerdings stellt sich bei der Auseinandersetzung mit unseren Thesen natürlich auch das Problem, dass deren einige so unmittelbar einleuchten, dass sie nur platte Zustimmung oder eben platte Ablehnung erzeugen können. Das halten wir aus.

    2 Bemerkungen für Herrn NN:
    1. Ist die Lutherbibel so schlecht übersetzt, dass der Gedanke der Gleichheit von Mann und Frau dort so verdreht dargestellt wird? Ich kann kein Hebräisch, aber ich bezweifle dies. Die biblische Tradition geht zunächst von der Verschiedenheit von Mann und Frau aus (die feministische Theologie würde hier von "essentieller Weiblichkeit" reden, der ich als Nichttheologe noch das Konzept der "essentiellen Männlichkeit" hinzufügen möchte). Damit kann man sich kritisch auseinandersetzen, aber so zu tun, als wäre der Gleichheitsgedanke alternativlos biblisch, ist für mich als Laien nicht nachvollziehbar.
    So lange wir allerdings von Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit sprechen, sind wir völlig d'accord; das greifen unsere Thesen auch in keiner Weise an.
    2. Bevor wir einander mangelnder Nächstenliebe bezichtigen, setzen wir uns doch bitte über das auseinander, was wir gesagt bzw. geschrieben haben. Ich überdenke meinen Standpunkt gerne, dazu ist die Aktion ja auch da; ich bitte aber um einen konkreteren Input, wo da Ihrer Meinung nach anzusetzen ist.

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  4. Mit seinem Gedanken vom "Absolutheitsanspruch" macht der Mitarbeiter (s.o.) eine Dikussion unmöglich. Der Gedanke von der Absolutheit einer Sache (und vor allem, wie es dazu kommt) hat mich ein wenig beschäftigt. Es ist schon was Wahres an den Worten Dragmans, wenn er von "Prototypen des Staatsfeminismus" schreibt. Das heißt ja, daß das feministisch Gedankengut, das nichts anderslautendes neben sich duldet, in die Kirche Einzug gehalten haben. Es bestimmt das Denken jener Mitarbeiter und somit auch ihr Handeln, ihre seelsorgerische Tätigkeit und ihr Predigtwirken. Mich besorgt das sehr. Denn wieviel Platz bleibt dem Wirken Heiligen Geistes, dem Wort Gottes, wenn selbige, Geist und Wort, von (allzumenschlichen) Ideologien beiseite gedrängt werden?
    André R.

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