Wir freuen uns über einen Beitrag von Pfarrer Gottfried Rösch aus Deggendorf.
Ja, was soll man zu solchen Thesen sagen? Lest doch mal so die Einführungen und Grundlagen ...
Also, zur These 1:
Ihr nehmt die Luther-Übersetzung, und dann aber später in These 1 ersetzt ihr sie. "Mann und Weib" heißt es bei Luther, und ihr macht daraus "Mann und Frau".
Frauen sollen sich weibisch verhalten, sonst zerstören sie die Schöpfungsordnung, könnte man daraus folgern. Und wenn sie sich weibisch verhalten, dann kommen sie zu ihrem von Gott ggebenen "Wesen".
Also: "Schöpfungsordnung" ist ein sehr labiler Begriff, ungefähr seit 70 Jahren in der Theologie stark angegriffen. Denn er ist nicht biblisch, sondern entstammt weltlicher Ideologie, und wird auch meist dafür verwendet.
Ebenso schwierig ist es vom "Wesen" zu sprechen, das ist unbiblisch und entspricht weltlicher Ideologie.
Wir sind in Christus freie Wesen, und so leben wir schöpfungsgemäß, indem jede Person ihre ganz eigene Berufung findet und lebt.
Die Kirche hat diesem befreiendem Wort Christi treu zu bleiben, und darf sich nicht anderer weltlicher Natur-Wesens-Ideologie hingeben. (vgl. Barmer Bekenntnis, These 1, in unserem Evang. Gesangbuch bei den Bekenntnis-Schriften zu finden.)
Und zu These 34:
"Feminismus" ist ein alter Begriff, besser begründet schon seit längerem von "gender-Forschung", bei der untersucht wird, inwiefern Rollenzuschreibungen dazu helfen, Menschen zu manipulieren oder aber zu befreien. Das gibt es in der Bibel, und das gibt es in der Welt. Wenn man das mit der Bibel macht, macht man das mit der Bibel. Das ist logisch falsch in eurer These: Weil etwas auch außerhalb von Bibel vorkommt, sei es immer außerhalb von Bibel ("weltlich").
Im übrigen erfahre ich in der Bibel viel über die Welt, und zur Inkarnation der Offenbarung gehört es, dass das Wort Gottes in Menschenwort vorliegt.
Dabei entwickelte hermeneutische Regeln hätten auch bei den oberen Thesen geholfen: Bloß weil die Luther-Übersetzung oft frauenverachtende Tendenzen verstärkt (man vergleiche sie mit der Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache), muss man das noch nicht für gottgewollt halten.
Ich finde mit dem Lied der Miriam (aus der Bibel), und dem Lobgesang der Maria, dass Gott Unterdrückte befreit, Kleines groß macht, und Großes klein, Ordnungen also gerne mal umstürzt, und ich meine, dass das Neue Testament das an vielen Stellen auf Christus und die Kirche bezieht.
Vielen Dank für den Beitrag!
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Wie kommt dieser Schreiber nur auf die Behauptung, "dass die Luther-Übersetzung frauenverachtende Tendenzen verstärkt" ?
AntwortenLöschenWar Luther ein Frauenfeind?
Gibt es Belege dafür?
ut
Ja, bei Luther heißt es "Mann und Weib" und in den Thesen steht von "Mann und Frau" geschrieben.
AntwortenLöschen"Weib" ist ein sog. gefallenes Wort. Es hat heute eine andere Bedeutung als es damals hatte. Der damalige Begriff "Weib" entspricht dem heutigen "Frau". Selbstverständlich konnten wir nicht einfach die Luthers Wort verändern. Andererseits haben wir in den Thesen die heutige Sprache gesprochen.
Man darf nun nicht beides miteinander vermischen. Schlußfolgerungen, wie "Frauen sollen sich weibisch verhalten, sonst zerstören sie die Schöpfungsordnung,..." kann man eben nicht daraus folgern. (wenn schon, dann nicht weibisch, sondern weiblich, aber selbst das ist schon eine Interpretation, die nicht zulässig ist und von dem Wesentlichen ablenkt).
André R.